EMR Dezember 2025
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
RÜCKBLICK
Die Betrachtung der Grafiken mit den Monatsdurchschnitten der Indizes SPI, DJIA und NDX über die letzten drei Jahre liefert wichtige Hinweise für die unmittelbare Zukunft. Ein Aspekt betrifft die Entwicklung der jährlichen Veränderungen, die zwischen SPI und DJIA weitgehend kongruent sind, während die Entwicklung des NDX-Index auf spezifische Einflussfaktoren hinweist – sowohl für das Jahr 2023 als auch für 2024. Zur Erinnerung: Der NDX umfasst die 100 an der Nasdaq kotierten Nicht‑Finanzunternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung.
Die folgenden Abbildungen zeigen die tatsächlichen Entwicklungen der Monatsdurchschnitte der drei dargestellten Indizes für die Jahre 2023, 2024 sowie 2025.

Was zeigen die Grafiken? Es ist schwierig, daraus auf eine unmittelbar bevorstehende signifikante Korrektur zu schliessen – mit Ausnahme des NDX‑Index. Die Performance der Indizes SPI und DJIA über die letzten drei Jahre ist hingegen sehr bemerkenswert.
- Eine erste Schlussfolgerung weist auf ein relativ konsistentes und stabiles Wachstum von SPI und DJIA hin. Der NDX zeigt dagegen deutlich stärkere Reaktionen. In diesem Zusammenhang kann argumentiert werden, dass für den NDX eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Korrektur besteht, nicht jedoch für die beiden anderen Indizes. Aus kontextueller Sicht unterstreichen diese Ergebnisse die kontinuierliche technologische Entwicklung. Die Grafiken von SPI und DJIA lassen hingegen keine signifikanten Unterschiede erkennen und deuten auf ein insgesamt stabiles Umfeld hin. Es ist jedoch zu beachten, dass die Unterschiede der Monatsdurchschnitte im Vergleich zu den hier nicht dargestellten Monatsendwerten relativ gering sind.
- Man könnte einwenden, dass eine Analyse, die sich lediglich auf drei Indizes und einen Zeitraum von drei Jahren stützt, nicht ausreichend ist. Aus diesem Grund zeigen wir im Folgenden die jährlichen prozentualen Veränderungen der Monatsdurchschnitte mehrerer Aktienindizes, wobei insbesondere die Unterschiede im Vergleich zu den Entwicklungen der letzten drei Jahre hervorgehoben werden.

Die jährlichen Schwankungen zwischen 2017 und 2022 sind – sowohl in ihrer Höhe als auch im Vergleich zwischen den einzelnen Indizes – im Vergleich zu den letzten drei Jahren ausserordentlich ausgeprägt. Ein impliziter, jedoch in den Grafiken nicht direkt ersichtlicher Aspekt betrifft die Wechselkursschwankungen. Ein weiterer Punkt ist der unterschiedliche technologische Anteil der jeweiligen Indizes. Technologie hat in den vergangenen Jahren eine entscheidende Rolle gespielt – und wird dies weiterhin tun –, nicht nur an den Aktienmärkten, sondern vor allem aufgrund ihrer vielfältigen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Aktivität verschiedener Länder.
AKTUELLES UMFELD
Eine kontextuelle Analyse zwingt Investoren dazu, zusätzliche und entscheidende Faktoren zu berücksichtigen, wie etwa den absurden Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie den Konflikt im Gazastreifen, die weiterhin stark bestimmend wirken dürften. Die Erwartungen bleiben von geopolitischer Instabilität geprägt, während technologische Innovationen und Massnahmen der Zentralbanken versuchen, Sicherheit zu vermitteln. Insgesamt erscheint der wirtschaftliche Ausblick daher wenig rosig.
Neben der Tatsache, dass der Konsum der Motor der wirtschaftlichen Aktivität ist und daher bislang den Wohlstand getragen hat und weiterhin trägt, erwarten wir auch verschiedene Impulse aus dem internationalen Handel mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen. Dennoch wird es schwierig sein, Preissteigerungen einzudämmen. Folglich sollten sich die Maßnahmen und Reaktionen der Geldpolitik nicht übermässig auf die Bekämpfung der Inflation konzentrieren, sondern vielmehr auf die Stimulierung der inländischen wirtschaftlichen Aktivität. Dies erfordert eine Verlagerung von Auslandsinvestitionen hin zu einer Erneuerung der heimischen Wirtschaft. Es ist zudem festzuhalten, dass andere Komponenten des Bruttoinlandsprodukts offenbar keinen nennenswerten Beitrag zur wirtschaftlichen Aktivität geleistet haben – ein auffälliges Zeichen allgemeiner Schwäche.
Um das Konzept besser zu erläutern und der Einfachheit halber beschränken wir unsere Analyse auf die Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, wobei davon auszugehen ist, dass die Auswirkungen in anderen industrialisierten Ländern in gewissem Maße ähnlich sind. US-Daten seit 1947 zeigen, dass der private Konsum nach wie vor den wichtigsten Beitrag zum BIP leistet. Die nachstehende Tabelle zu den Komponenten des US-BIP offenbart jedoch einige überraschende Ergebnisse. Im Zeitverlauf ist der Konsum relativ weniger ausgeprägt geworden, das heißt, er wirkt zunehmend weniger als Wachstumstreiber. Diese Lücke hat sich im Laufe der Zeit vergrößert. Der unterschiedliche Wachstumspfad ist in den Daten klar erkennbar (siehe Tabelle unten), während alle übrigen BIP-Komponenten offenbar nur einen marginalen Beitrag leisten. Ob diese Einschätzung als Maßstab für ihre jeweiligen Niveaus „richtig“ oder „falsch“ ist, stellt an dieser Stelle die entscheidende Frage dar. Ist das nicht so?
Zur Analyse der in der nachstehenden Tabelle dargestellten Daten zur wirtschaftlichen Aktivität in den USA definieren wir zunächst die verwendeten Begriffe: BIP = Bruttoinlandsprodukt; C = privater Konsum; IFIX = Investitionsausgaben; X = Exporte; M = Importe; G = Staatsausgaben. Die aggregierten Wachstumsraten sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
| 1947 Mrd. $* | Anteile | 2023 Mrd. $* | Anteile | Wachstum Mrd. $ | in % | |
| BIP | 2’210 | 100% | 23’300 | 100% | 21’090 | 954% |
| C | 1’550 | 70% | 16’050 | 69% | 14’500 | 935% |
| iFIX | 360 | 16% | 4’340 | 19% | 3’980 | 1106% |
| X | 140 | 6% | 2’605 | 11% | 2’465 | 1761% |
| M | 160 | 7% | 3’643 | 16% | 3’483 | 2177% |
| G | 420 | 19% | 3’940 | 17% | 3’520 | 838% |
Eine sorgfältige Analyse der in der obigen Tabelle dargestellten Daten spricht für sich. Zwar zeigen die Daten, dass der private Konsum der wichtigste Wachstumstreiber ist, doch legen die Wachstumsraten der übrigen BIP-Komponenten nahe, dass auch die Importe eine zentrale Rolle spielen, gefolgt von Exporten und Investitionen. Der private Konsum rangiert dabei lediglich an vierter Stelle, während die öffentlichen Ausgaben allen anderen wichtigen BIP-Komponenten vorausgehen. Die Tabelle bestätigt somit unsere Schlussfolgerung, dass die Ursachen der aktuellen Turbulenzen weniger in der Zinsentwicklung liegen als vielmehr in internationalen gesellschaftlichen und moralischen Verwerfungen (z. B. dem Krieg Russlands gegen die Ukraine).
ERWARTUNGEN
Die Interpretation der wirtschaftlichen und politischen Lage bleibt umstritten und lässt sich nur schwer zu einem plausiblen und glaubwürdigen Szenario verdichten. Die Volatilität betrifft sowohl den kurz- als auch den mittelfristigen Zeithorizont. Geldpolitische Entscheidungsträger und die meisten Analysten konzentrieren sich in erster Linie auf die Wiederherstellung der Preisstabilität, etwa durch höhere Zinssätze. Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir weiterhin Qualitätsaktien, insbesondere im Technologiesektor. Das Niveau der langfristigen Zinsen ist – zumindest mittelfristig – günstig für Qualitätsanleihen, die erstmals seit Langem wieder attraktive Renditen sowie Chancen auf Kursgewinne bieten. Insgesamt bleiben wir sowohl bei Aktien als auch bei Währungen stark auf unseren Heimatmarkt fokussiert.
Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat eine Pandemie Regierungen weltweit gezwungen, ihre Volkswirtschaften derart abrupt und nahezu gleichzeitig herunterzufahren, um sie anschließend mit massiven Konjunkturprogrammen wiederzubeleben. Das Ergebnis bleibt ungewiss und deutet in mancher Hinsicht auf eine Rückkehr der Inflation, eine Abschwächung des Arbeitsmarktes, steigende Renditeerwartungen bei Anleihen sowie dauerhaft hohe Staatsverschuldung hin – Faktoren, die die Volatilität weiterhin befeuern.
Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr 2026.
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