EMR Januar 2025
Liebe Leserinnen, und Leser,
WAS HABEN WIR AUS DEM JAHR 2024 GELERNT?
Die meisten von uns werden sich sicher daran erinnern, dass wir im Jahr 2024 die Bedeutung der Länder- und Währungsauswahl stark betont haben. Wir denken im Zusammenhang an unsere wiederholten Aussagen betreffend Aktienallokation und entsprechendem Fokus auf Währungen als primäre Determinanten.
DETAILS SIND WICHTIG
Im Verlauf des Jahres 2024 haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass weder das Argumentieren der Zentralbanken über die Notwendigkeit von Zinsinterventionen noch kohärente Inflationsängste die Hauptursache für das Auf und Ab des Aktienuniversums waren. Vielmehr ist dies die erhebliche technologische Kluft zwischen den USA und dem Rest des Anlageuniversums. Kürzlich stiessen wir auf eine überraschend klare und höchst provokante Darstellung der Entwicklung des Aktienuniversums, und zwar auf einen Artikel von Andrew McAfee: “The EU faces a huge innovation gap” vom MIT. Der Artikel zeigt eine riesige Lücke auf und stellt diese mit der folgenden Graphik deutlich dar. Wir konnten es nicht so klar zu visualisieren, wie es Andrew McAfee 1macht. Lassen Sie uns daher in seine Fussstapfen treten, um eine Lösung für die zukünftige Entwicklung des Aktienmarktes zu finden. Die grafische Darstellung zeigt Folgendes:
Bei der Analyse der Grafik stehen wir vor einem sehr merkwürdigen Dilemma. Während des gesamten Jahres 2024 haben wir der offiziellen und weit verbreiteten Annahme widersprochen, dass die Konzentration der Zentralbanken auf das Zinsmanagement sowohl das Inflations- als auch das Wachstumsdilemma als Hauptdeterminante des Anlageuniversums lösen würde.
Bei genauer Betrachtung der Graphik von Andrew McAfee stellen wir mit grosser Freude fest: Weder die primäre Konzentration der Zentralbanken auf Zinsanpassungen noch die kohärenten Inflationsängste sind die wichtigste und entscheidende Ursache für das Auf und Ab der Aktienmärkt. Vielmehr ist dies die beträchtliche technologische Kluft zwischen den USA und dem Rest des Anlageuniversums. In seinem Artikel verdeutlicht Andrew McAfee die grosse Kluft zwischen der EU und den USA auf eine recht eigene Weise. Die Graphik visualisiert deutlich, was wir mit Worten beschrieben hatten.
Folgen wir seiner Analyse mit dem Ziel, einen Anhaltspunkt für die möglichen Entwicklungen am Aktienmarkt zu finden, dann lässt sich Folgendes ableiten:
- In letzter Zeit haben fünf Aktien in Bezug auf Grösse und Leistung erstaunliche Gewinne erzielt, in Mrd. USD ausgedrückt:
– Apple: 3’751
– Microsoft: 3’268
– Nvidia: 3’208
– Amazon: 2’363
– Google: 2’347
2. Andere Aktienwerte folgen mit etwas geringeren Wachstum, aber immer noch mit beachtlichen Wachstumsraten.
3. Was im erwähnten Artikel beschrieben wird, ist nicht nur die grosse Kluft zwischen den USA und Europa, sondern vielmehr auch, dass den europäischen Märkten im Vergleich zu den USA kaum Chancen haben, die nächsten Riesen zu werden.
4. Was unser EUR-Engagement angeht, so sind wir über die politischen Unsicherheiten in Frankreich und Deutschland recht besorgt.
Kontextbezogen fällt es uns schwer zu verstehen, warum die oben genannten Unterschiede nicht ernster genommen wurden.
AUSBLICK 2025
In Anbetracht des oben beschriebenen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Umfelds sieht der Ausblick für 2025 wie eine „sehr komplizierte und eine ziemlich schwierige Aufgabe” aus, nicht wahr? Sind wir immer noch der Ansicht, dass die Inflation der Hauptfeind der politischen Entscheidungsträger und/oder Investoren ist und daher beseitigt oder zumindest eingedämmt werden sollte, oder beginnen wir zu prüfen, welche Wirtschaftssektoren bessere Ergebnisse versprechen?
Die Ungleichheiten werden nicht ernster genommen als der Versuch, die Inflation mit Hilfe von Zinsanpassungen zu bekämpfen.
Für den Fall, dass sich die Behörden weiterhin auf die Inflationsbekämpfung durch Zinsmanagement konzentrieren, bleiben die Renditeaussichten eher gedämpft. Warum, mag man sich fragen? In Zeiten des Krieges, der anhaltenden russischen Invasion in der Ukraine und ähnlich absurder Entwicklungen im Nahen Osten könnte man sich fragen, wie Änderungen der Zinssätze den Preis für Rohöl, insbesondere in Europa, senken könnten? Wir sollten nicht vergessen, dass sich zwei der grössten europäischen Volkswirtschaften (Frankreich und Deutschland) in einer sehr verworrenen politischen Situation befinden, nämlich einem gravierenden Mangel an wirtschaftlicher, sozialer und politischer Führung. Wir halten diesen Kontext für sehr problematisch, wenn nicht sogar für gefährlich.
Falls die Anleger beginnen sollten, sich auf Sektoren wie die Technologie zu konzentrieren, wie es in den USA der Fall war und weiterhin sein wird, könnten sich die Aussichten deutlich „aufhellen”. Sicherlich können wir an diesem Scheideweg nicht vorhersagen, was die neue US-Regierung tun wird, da die Möglichkeit einer „Amerika First”-Politik im Vordergrund steht.
ZUSAMMENFASSEND
Trotz aller Prognoseschwierigkeiten beim Timing bevorzugen wir als Schweizer Franken-Anleger unseren Heimatmarkt vor allem aus Währungsgründen. Wir gehen davon aus, dass der CHF, nach wie vor sehr gefragt sein wird.
Die internationale Diversifikation spricht, im Einklang mit den technologischen Entwicklungen, einmal mehr für Investitionen in den USA.
Was das EUR-Engagement betrifft, so sind wir etwas besorgt über die politischen Unsicherheiten in Frankreich und Deutschland.
EIN FROHES & ERFOLGREICHES NEUES JAHR 2025
Anregungen sind willkommen.