WACHSTUM vs. REZESSION?

EMR April 2025

Liebe Leserin, lieber Leser,

AUSGANGSLAGE

In unserem EMR vom März 2025 haben wir uns mit der unangebrachten Haltung von Präsident Trump befasst, der neue Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China verhängte – obwohl inzwischen angekündigt wurde, dass diese vielleicht doch nicht umgesetzt werden. Im vorliegenden EMR richten wir den Fokus auf die Auswirkungen dieser Massnahmen, insbesondere auf die wirtschaftliche Aktivität, um fundierte finanzielle Investitionsentscheidungen treffen zu können. Besonders relevant sind dabei die ökonomischen Gesetze, wonach die Nachfrage sinkt oder steigt, wenn sich der Preis eines bestimmten Rohstoffs, Produkts oder Gutes verändert. Auf der Angebotsseite wird ein gegenteiliger Effekt angenommen.

Im gegebenen Zusammenhang fragen wir uns, welche Auswirkungen sich auf die Angebots- und/oder Nachfrageseite ergeben könnten. Fakt ist: Die Nachfrage sinkt, wenn der Preis eines bestimmten Rohstoffs, Produkts oder Gutes steigt. Umgekehrt steigt die Nachfrage, wenn die Preise fallen. In Bezug auf das öffentlich bekannte Dekret der US-Regierung zur Erhebung spezieller Zölle auf die oben genannten Länder gehen wir davon aus, dass die Preise für die betroffenen Güter im steuererhebenden Land – den USA – steigen werden, während das Angebot vermutlich stabil bleibt oder gar sinkt.

In der Zwischenzeit hat Präsident Trump einen Rückzieher von seiner “Logik” signalisiert, indem er angekündigt hat, die Zölle gegen Mexiko ab dem 7. März 2025 auszusetzen. Trotz dieses “Hoffnungsschimmers” kündigte der US-Präsident zwei weitere Zollsteigerungen an, die im April beginnen sollen.

Bei der Überprüfung der “politisch verursachten” Preisanhebungen sollten wir die entsprechenden Auswirkungen auf Unternehmensinvestitionen und Konsumausgaben im steuererhebenden Land nicht ausser Acht lassen. Konkrete Reaktionen lassen sich in den folgenden Charts ausgewählter Aktienindizes erkennen. Zum Vergleich haben wir jeden Index auf den Stand vom 2. Januar 2020 normiert. Wir bitten die Leser zu beachten, dass die Indizes in der jeweiligen Landeswährung angegeben sind.

Was zeigt das Diagramm, haben Sie eine Vermutung? Um die Vergleichbarkeit zu verbessern, konzentrieren wir uns auf die folgenden Eckdaten:

  • 2020: Ausbruch von COVID-19.
  • 2021: Anzeichen einer Erholung, Klimawandel, Wettbewerb zwischen China und den USA.
  • 2022: Beginn der russischen Aggression gegen die Ukraine.
  • 2023: Ende von COVID-19.
  • 2024: US-Zollerhebungen gegenüber Kanada, Mexiko und China.
  • 2025: Massnahmen und Reaktionen auf Steuererhöhungen, insbesondere die Ernennung von Stephen Miran zum Vorsitzenden des Nationalen Wirtschaftsrates (seit März 2025 im Amt).

Wir fragen uns, welche der oben genannten Faktoren bei der Prognose für das laufende Jahr 2025 berücksichtigt werden sollten. Nach sorgfältiger Prüfung kommen wir zu folgenden Schlussfolgerungen:

Das Beispiel Kanada, Mexiko und China ist ein hilfreicher Indikator für die Inflation – sowohl in den Ländern, auf die die Steuern erhoben werden, als auch im steuererhebenden Land selbst, den USA.

Folglich betrachten wir die Entwicklung von Exporten und Importen von Waren und Dienstleistungen als entscheidenden Faktor. So hat z. B. das Exportwachstum der Schweiz das Importwachstum über weite Strecken übertroffen – bei gleichzeitig anhaltender Volatilität. Das Wachstum der US-Importe hingegen hat insbesondere in den letzten zehn Jahren jenes der US-Exporte deutlich übertroffen.

Zudem sollten auch die unterschiedlichen Währungstrends genauer analysiert werden.

An diesem Punkt stellt sich die Frage, was diese Trends für die Zinssätze und das Währungsmanagement der jeweiligen Zentralbanken bedeuten.

ERWARTUNGEN

Wir sind der Meinung, dass das Jahr 2025 von rezessiven Entwicklungen geprägt sein wird. Warum? Unsere Einschätzung dazu folgt.

Ohne ein Umdenken in der Besteuerung von Rohstoffimporten durch die USA ist nicht davon auszugehen, dass sich das Wirtschaftswachstum im steuererhebenden Land wesentlich verbessern wird – insbesondere dann, wenn die Preise für „Primärrohstoffe“ politisch weiter erhöht werden. Höhere „Importkosten“ führen sowohl zu höherer Inflation als auch zu einer Verlangsamung der Konsum- und Investitionsausgaben.

Darüber hinaus hat die US-Regierung signalisiert, dass sie eine Schwächung des US-Dollars anstrebt – gerade gegenüber Ländern mit hohen USD-Reserven, wie z. B. der Schweiz. Dies ist in der Tat bedrohlich, da es sowohl den wirtschaftlichen Wachstumspfad als auch die Funktion des US-Dollars als Referenzwährung betrifft. Seine Hauptfunktion sollte die finanzielle Stabilität stärken, indem er es Investoren, Händlern und Regierungen ermöglicht, den Wert von Währungen zu vergleichen und einzuschätzen – was wiederum den internationalen Handel und das Wirtschaftswachstum fördert – sowohl im steuererhebenden als auch im betroffenen Land. Trumps „America First“-Politik dürfte das wirtschaftliche Umfeld weiter verschärfen und es erschweren, den realen Wert von Waren und Dienstleistungen zu bestimmen.

KONSEQUENTE PERSPEKTIVE

Klare Zeichen der Meinungsverschiedenheit mit der offiziellen Haltung des Weissen Hauses zeigten sich in der Entscheidung der FED, die Zinsen (am 19. März 2025) unverändert bei 4.25 % bis 4.5 % zu belassen. Die SNB hingegen senkte den Zinssatz am 20. März 2025 um 0.5 % auf 0.25 % – ein Hinweis auf das bevorstehende Ende der Nullzinsphase in der Schweiz.

Ein weiterer Hinweis auf eine inkongruente Entwicklung lässt sich aus der Preisentwicklung von Gold in USD bzw. dem Euro bzw. dem Schweizer Franken in USD ableiten. Die entsprechenden Diagramme verdeutlichen den Einfluss von COVID und dem russischen Angriff auf die Ukraine. Was sagt der Goldpreis über kommende Veränderungen aus?

Wir fragen uns, welche Folgen “America First” haben wird. Angesichts der politischen Einflussnahme zeigt sich bereits, dass Anleger weiterhin “Sicherheit” suchen – ungeachtet von Trumps Rhetorik und absurden Massnahmen. Mit anderen Worten: Sie lassen sich von der Suche nach Sicherheit leiten. Das führt zu einem wachsenden Interesse an Gold-Investments, was den Goldpreis weiter steigen lässt, wie das oben erwähnte Diagramm zeigt.

Weitere entscheidende Einflussfaktoren sind die Veränderungen bei Export- und Importpreisen in Abhängigkeit von den Zolleinnahmen der US-Regierung sowie die entsprechenden Auswirkungen auf die wirtschaftliche Aktivität, insbesondere auf Unternehmensinvestitionen und den Konsum. Die Auswirkungen auf Wirtschaftsleistung, Konsumverhalten, Investitionen und internationalen Handel lassen sich derzeit noch nicht genau quantifizieren. Wir befürchten aber, dass der Lernprozess auf politischer Ebene nur langsam voranschreiten wird. Die entscheidende Frage lautet daher: Wie kann eine potenzielle Finanzkrise eingedämmt oder verhindert werden?

In einem solchen Umfeld neigen wir dazu, uns vor allem auf unseren heimischen Markt und unsere eigene Währung zu konzentrieren.

Vorschläge sind willkommen.

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