EMR November 2024
Lieber Leser
WELCHE WELTANSCHAUUNG WIRD SICH DURCHSETZEN?
Der US-Wahlkampf endete mit dem Sieg von Donald Trump. Eine erste Analyse lässt uns annehmen, dass sich die neue Regierung vor allem auf den innenpolitischen Fortschritt der USA konzentrieren wird, das bedeutet auf Themen, die für die Umgestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA entscheidend sein werden. Auch die Aussenpolitik wird jedoch eine wichtige Rolle spielen. Nicht zu vernachlässigen ist, dass der jüngste Wahlkampf in den USA gleichzeitig mit zwei laufenden Kriegen und vor allem auch in einem Kontext der radikalen Neudefinition der nationalen Befugnisse stattfanden. Mit anderen Worten, sie stehen für die Neudefinition der internationalen Macht, die von der „revisionistischen“ Koalition aus China, Russland, Iran und Nordkorea sowie einem „globalen Süden“ (Brasilien und Indien) weiter vorangetrieben werden könnte. Darüber hinaus sehen wir, dass die europäischen Entwicklungen kaum beruhigend sein werden. Die Positionierung des gewählten Präsidenten, Donald Trump, ergibt sich aus der bekannten Spaltung zwischen der isolationistischen und der internationalistischen Ausrichtung der Aussenpolitik der USA. Darüber hinaus sollten wir bedenken, dass der gewählte Präsident ein Neo-Isolationist mit stark unilateralem Instinkt ist.
An diesem Scheideweg könnte man annehmen, dass sich die Vereinigten Staaten auf das Streben nach politischer Hegemonie konzentrieren, indem sie sich mit beispielloser militärischer Stärke ausstatten; „irgendwie unabhängig“ von ihren eigenen demokratischen Werten. Donald Trumps Orientierungen gehen auf die bekannte Spaltung zwischen isolationistischen und internationalistischen Orientierungen in der Aussenpolitik zurück. In der Zeit nach dem Kalten Krieg triumphierte die übernationale Vision, trotz der Niederlagen in Afghanistan und im Irak, als Reaktion auf den Terroranschlag vom 11. September 2001. Dennoch dominiert die internationalistische Vision weiterhin.
Nach den Wahlen nun wird es – insbesondere für die USA – unerlässlich sein, ein neues Bündnissystem aufzubauen, ohne die internationale Rolle der Vereinigten Staaten aufzugeben. Die neue Präsidentschaft wird einerseits die Bewältigung der russischen Invasion in der Ukraine und andererseits um die Unfähigkeit gehen, die Hauptakteure im Nahen Osten „einzudämmen“. Im Hintergrund werden die Versuche stehen, die Ausweitung des chinesischen Einflusses in der Dritten Welt und die unmittelbare Bedrohung Taiwans einzudämmen. Darüber hinaus müssen wir uns ernsthaft mit den Massnahmen und Reaktionen auf den Zustrom legaler und illegaler Menschen befassen, die Arbeit und Freiheit suchen, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Darüber hinaus werden wir uns ernsthaft mit den Massnahmen und Reaktionen auf den Zustrom legaler und illegaler Menschen auf der Suche nach Arbeit und Freiheit befassen müssen, und zwar nicht nur in die USA, sondern auch in Europa.
Nach Donald Trumps Sieg wird die Weltgemeinschaft von der amerikanischen Administration voraussichtlich noch weniger erwarten als von jener von Biden, dies auf Grundlage eines noch stärkeren isolationistischen Instinkts, als man ihn bereits während der ersten Trump-Administration erfahren konnte.
KURZ- BIS MITTELFRISTIGE EINSCHÄTZUNG
Derzeit befindet sich das wirtschaftliche Umfeld, vor allem aufgrund des Ausgangs der US-Wahlen und trotz der guten Börsenentwicklung in einem Zustand hoher Anfälligkeit, was jede Quantifizierung erschwert. Darüber hinaus wird das Umfeld weiterhin durch den russischen Krieg gegen die Ukraine, technologische Interdependenzen (West-Ost) und insbesondere die Lokalisierung und Re-Lokalisierung technologischer Innovationen belastet. All diese Entwicklungen deuten auf ein zunehmend gespaltenes wirtschaftliches Umfeld hin. Die Abhängigkeit der westlichen Volkswirtschaften von Brennstoffimporten aus politisch instabilen Ländern verspricht weder kurz- noch mittelfristig einen schnellen Wandel (zum Abbau der Abhängigkeit). Ausserdem verheissen die politischen Auseinandersetzungen in den Industrieländern (siehe z.B. Deutschland) nichts Gutes für die Inflation und die erwartete Reaktion der Währungsbehörden. Ein neuer Faktor, der zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer einzuschätzen ist, ist der Fokus des designierten Präsidenten Trump auf „America first“. Aus verschiedenen verfügbaren politischen Kommentaren geht hervor, dass die Veränderungen der internationalen Handelsströme sowohl kurz- als auch mittelfristig erheblich sein könnten. Gegenwärtig sind wir der Ansicht, dass auch eine Zunahme der Inflationsunterschiede ernsthaft in Betracht gezogen werden sollte.
Knifflige Fragen zum jetzigen Zeitpunkt:
Technologie: Die angekündigte Verlagerung von technologischen Produktionslinien in die Vereinigten Staaten wird zweifellos die internationalen Waren- und Dienstleistungsströme sowie die entsprechenden Preise verändern. Die Auswirkungen werden in erster Linie von „Niedrigkostenproduzenten“ wie China und dem Fernen Osten im Allgemeinen zu spüren sein. Eine weitere Auswirkung wird in der befürchteten verstärkten „Repatriierung“ von Fachkräften in die USA gesehen. Die Auswirkungen auf die Beschäftigung, die Löhne und die Gesamtinflation lassen sich noch nicht mit ausreichender Genauigkeit vorhersagen. Sie scheinen auf eine kurzfristige Volatilität sowohl der Beschäftigung als auch der Inflation hinzudeuten. Wie sich diese „Neuorientierung“ auf die nationale und globale Wirtschaft auswirken könnte, ist derzeit die eigentliche Frage.
FED-Zinsanpassung zur Inflationsdämmung | ||
Basispunkte | % | |
16. Juni 2022 | 75 | 1.50 : 1.75 |
27. Juli 2022 | 75 | 2.25 : 2.50 |
21. Sept 2022 | 75 | 3.00 : 3.25 |
2. Nov 2022 | 78 | 3.75 : 4.00 |
14. Dez 2022 | 50 | 4.25 : 4.50 |
1. Feb 2023 | 25 | 4.50 : 4.75 |
22. März 2023 | 25 | 4.75 : 5.00 |
3. Mai 2023 | 25 | 5.00 : 5.25 |
26. Juli 2023 | 25 | 5.25 : 5.50 |
18. Sept 2024 | -50 | 4.75 : 5.00 |
Die derzeitigen Erwartungen für 2025 deuten auf weitere Zinssenkungen hin. Es wird erwartet, dass die Fed den Leitzins anlässlich ihrer Sitzung im Dezember 2024 senken wird. Dies würde einen vollen Prozentpunkt für 2024 bedeuten! Um einen Inflationsanstieg im Jahr 2025 zu vermeiden, ist mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen. Wir fragen uns, welche Auswirkungen der angekündigte drastische Politikwechsel auf das Wirtschaftswachstum, die Inflationsunterschiede und die Währungen der Länder haben wird. Haben Sie Vorschläge?
Die grafische Darstellung der Kursentwicklung der verschiedenen Aktienindizes für den Zeitraum seit dem 30. September 2020 spricht Bände. Outperformer sind der NDX-Index mit +84,8 %, der S&P500 (+78 %); der NASDAQ (+72,2 %) und der NIKKEI (+67 %). Am schlechtesten schnitten – in Landeswährung – der FTSE (+36,9%) und der SPI (+ 22,5%) ab. Der CAC40 und der SX5P-Index schnitten geringfügig besser ab als der SPI und der FTSE-Index. An dieser Stelle stellt sich die Frage: Was lässt sich aus diesen grossen Unterschieden ableiten?
Im Berichtszeitraum waren die rentabelsten Engagements vor allem auf das Engagement im Technologiebereich zurückzuführen. Bestimmend waren auch die wirtschaftlichen Entwicklungen in den einzelnen europäischen Ländern. Ein weiterer Aspekt von erheblichem Einfluss war und ist der Verbleib der jeweiligen Währungen.
Von entscheidender Bedeutung waren – und sind – die Reaktionen der Aktienindizes auf die Rekordinterventionen an den Devisenmärkten seit dem 30. September 2020. Siehe folgende Grafik.
Wenn wir uns auf die Daten in der Tabelle und im Diagramm konzentrieren, stellen wir fest, dass sich die Inflationsbekämpfung unterschiedlich auf die einzelnen Aktienindizes auswirkt. In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung des NIKKEI-Index im Vergleich zu allen anderen Indizes mit Ausnahme des NDX rätselhaft. Zweifellos deuten die beobachteten Trends auf einen grösseren Einfluss technologisch fortschrittlicher Produkte hin.
Was nicht offensichtlich ist, sind die Auswirkungen von und auf die Währungen und folglich auf die Länderallokation, wie das eher geringe Wachstum des SMI (Swiss Market Index) im Vergleich zu allen anderen Indizes in ihren jeweiligen Währungen zeigt. Wir halten daher an einer eher restriktiven Länderallokation fest, die auf technologischer Innovation und Finanzmanagement basiert.
Wir gehen davon aus, dass der Ausgang der Wahlen in den USA in den kommenden Monaten, Quartalen und Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Anlagepolitik haben wird. Dies bedeutet, dass der Volatilität, den Konjunkturerwartungen und dem Zinsmanagement der Währungsbehörden mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss.
Dementsprechend halten wir an einer eher restriktiven Länderallokation fest, die auf technologischer Innovation und den Fähigkeiten des Finanzmanagements basiert. Dies bedeutet, dass der Volatilität, den wirtschaftlichen Erwartungen und dem Zinsmanagement der Währungsbehörden mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss.
Vorschläge sind willkommen.